Was sind Terpene, und welche Wirkung auf den Menschen könnten sie haben?
Inhaltsverzeichnis:
- Definition und Vorkommen: Terpene im Wald und andernorts
- Rund 200 bekannte Cannabis-Terpene
- Liste: Verschiedene Hanf-Terpene in der Übersicht von avaay
- Beta-Caryophyllen: Potenziell angst- und schmerzlindernd
- Limonen: Kann es Tumorwachstum hemmen?
- Linalool: Ein Cannabis-Terpen mit beruhigender Wirkung
- Pinen: Ein Cannabis-Terpen mit potenziell antibakteriellem Effekt
- Fazit
- FAQs – Häufig gestellte Fragen zu Terpenen
Lange bevor Terpene durch die moderne Wissenschaft entdeckt wurden, war ihre Anwendung in der Volksheilkunde weit verbreitet. Etwa viele im Ayurveda verwendete Heilpflanzen verdanken ihre therapeutische Wirkung ihrem Gehalt an Terpenen. Als Hauptbestandteil ätherischer Öle können die Kohlenstoff-Verbindungen nicht nur über den Geruch und Geschmack einer Pflanze, sondern auch über deren medizinische Eigenschaften entscheiden. Nachfolgend wollen wir uns einmal etwas genauer mit den Terpenen und ihrer potenziellen Wirkung auf den Menschen befassen.
Definition und Vorkommen: Terpene im Wald und andernorts
Terpene sind flüchtige organische Substanzen, die in einer Vielzahl von Pflanzen vorkommen, einschließlich Cannabis. Sie sind verantwortlich für den charakteristischen Duft und Geschmack von Pflanzenölen, ätherischen Ölen und vielen anderen pflanzlichen Produkten. Terpene haben jedoch nicht nur ästhetische Qualitäten – sie können auch eine wichtige Rolle in der Pflanzenabwehr gegen Schädlinge und bei der Anziehung von Bestäubern spielen.
Daraus ergibt sich auch ihre besondere Bedeutung für das Ökosystem Wald: Sie werden von verschiedenen Baum- und Pflanzenarten produziert und dienen dazu, Schädlinge abzuwehren und Beziehungen zwischen Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen zu beeinflussen. Terpene wie Pinen tragen auch zur Bildung des charakteristischen Waldaromas bei und können zur Regulation der Luftfeuchtigkeit und des Mikroklimas beitragen. Einige Terpene dienen als Lockstoffe für Bestäuberinsekten, während andere Raubtiere anlocken, die Schädlinge bekämpfen. Terpene sind daher ein faszinierendes Beispiel für die komplexe Wechselwirkung zwischen Pflanzen und ihrer Umwelt im Wald.
Nach diesem kurzen Ausflug in die allgemeine Welt der Terpene wenden wir uns nun nachfolgend spezifisch den Cannabis-Terpenen zu.
Rund 200 bekannte Cannabis-Terpene
Von den etwa 20.000 bekannten Terpenen der Pflanzenwelt gehören alleine rund 200 zur Gruppe der Cannabis-Terpene. Dank verbesserter Analysemöglichkeiten hat das Terpenprofil neben dem Cannabinoidprofil bei der Auswahl medizinischer Cannabisblüten in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Damit hat die Bewertung nach individuellen Chemovaren die überholte Einteilung in Sativa vs. Indica weitgehend abgelöst.
Viele Cannabispatient:innen erhoffen sich von ihrem Cannabis Strain aufgrund dessen Terpenprofils spezifische Wirkungen. Da Terpene weniger erforscht sind als Cannabinoide, mangelt es allerdings an Untersuchungen zu Terpen-Wirkungen auf den Menschen.
Liste: Verschiedene Hanf-Terpene in der Übersicht von avaay
Erste vorsichtige Anhaltspunkte zu spezifischen Terpen-Wirkungen könnten Tier- und Laborstudien zu den Terpenen Beta-Caryophyllen, Limonen, Linalool und Pinen geben. In der nachfolgenden Übersicht werfen wir einen genaueren Blick auf diese vier Terpene und ihre eventuellen Wirkungen.
Beta-Caryophyllen: Potenziell angst- und schmerzlindernd
Das Terpen Beta-Caryophyllen findet sich nicht nur in Cannabis, sondern zum Beispiel auch in Zimt oder Basilikum. Es zeichnet sich durch seinen würzig-pfeffrigen Geruch aus und ist auch unter den Bezeichnungen b-Caryophyllen, β-Caryophyllen oder Caryophyllen bekannt. Besonders spannend: Das Terpen kann an den CB2-Rezeptor binden und damit parallel als Endocannabinoid wirken.
In einer Studie an Mäusen untersuchten Forschende der Universität Bonn die Terpen-Wirkung von Beta-Caryophyllen unter anderem bei neuropathischen Schmerzen. Sie beobachteten bei den Mäusen eine Abschwächung der Schmerzempfindlichkeit und konnten auch nach längerer Behandlung keine Anzeichen von Toleranz gegenüber dieser Cannabis-Terpen-Wirkung feststellen.
Die Wissenschaftler:innen kamen zum Schluss, dass insbesondere die regelmäßige orale Verabreichung des Terpens Beta-Caryophyllen bei lang anhaltenden, lähmenden Schmerzzuständen hochwirksam sein könnte.
Eine Untersuchung der United Arab Emirates University, die ebenfalls an Mäusen durchgeführt wurde, ließ unter anderem auf eine potenziell angstlindernde Wirkung des Cannabis-Terpens schließen. Entsprechende Studien zu dieser Wirkung auf den Menschen stehen ebenfalls aus.
Limonen: Kann es Tumorwachstum hemmen?
Das Terpen Limonen ist Hauptbestandteil der ätherischen Öle von Zitrusfrüchten und verströmt entsprechend auch als Cannabis-Terpen ein Zitrusaroma. In den 2018 veröffentlichten Ergebnissen einer Laboruntersuchung verzeichneten Forschende durch d-Limonen eine Hemmung des Wachstums von Lungenkrebszellen.
Bereits 2013 waren die Ergebnisse einer offenen klinischen Pilotstudie publiziert worden, an welcher 43 Frauen teilgenommen hatten, bei denen kürzlich operabler Brustkrebs diagnostiziert worden war. Im Rahmen der Untersuchung nahmen sie zwei bis sechs Wochen vor der chirurgischen Entfernung des Tumors täglich zwei Gramm Limonen ein.
Tatsächlich führte die kurzzeitige Einnahme des Terpens Limonen im Tumorgewebe zu einem signifikanten Rückgang der Expression von Cyclin D1 – einem Protein, welches eine entscheidende Rolle beim Zellwachstum spielt. Allerdings konnten bei anderen wichtigen Biomarkern nur minimale Veränderungen festgestellt werden.
Die Forschenden betonten hier besonders die Notwendigkeit weiterer Studien, um einer potenziellen Cannabis-Terpen -Wirkung auf den Menschen auf den Grund gehen zu können und damit zu klären, ob das Terpen Limonen bei der Behandlung und Prävention von Brustkrebs infrage kommen könnte.
Linalool: Ein Cannabis-Terpen mit möglicherweise beruhigender Wirkung
Das Terpen Linalool ist, abgesehen von seinem Vorkommen in Cannabis, zum Beispiel in Lavendel enthalten und findet wegen seines süßen, blumigen Dufts gerne in Kosmetika Verwendung. Allerdings kann Linalool bei Duftstoffallergiker:innen allergische Reaktionen hervorrufen.
2018 publizierten Forschende der japanischen Universität Kagoshima in „Frontiers in Behavioral Neuroscience“ Ergebnisse einer Untersuchung an Mäusen, nach denen die Terpen-Wirkung von Linalool angstlindernder Natur sein könnte. Gleichzeitig stellten sie bei den Tieren keine motorischen Beeinträchtigungen fest.
Da jene Mäuse, die über keinen intakten Geruchssinn verfügten, nicht von dem angstlösenden Effekt profitierten, kamen die Wissenschaftler:innen zum Schluss, dass der Geruch von Linalool ursächlich für diese Terpen-Wirkung verantwortlich sein muss.
Pinen: Ein Cannabis-Terpen mit potenziell antibakteriellem Effekt
Mit seinem holzigen, erdigen Geruch weckt Pinen Assoziationen an den Duft von Kiefern. Neben seinem Vorkommen in der Cannabispflanze lässt sich das Terpen Pinen in Ölen von Nadelbäumen genauso nachweisen wie in Eukalyptus- oder Orangenschalenöl. Pinen verleiht medizinischen Cannabisblüten ein frisches, klares Aroma, das von Cannabispatient:innen häufig als sehr angenehm empfunden wird.
Unterschieden wird bei diesem Cannabis-Terpen in Alpha-Pinen und Beta-Pinen, wobei Letzteres potenziell über antibakterielle Eigenschaften verfügt. So ergaben Labortests am teilweise antibiotikaresistenten Campylobacter jejuni, einem häufigen Erreger von Durchfallerkrankungen, dass Pinen dessen Antibiotika-Resistenz effektiv regulieren könnte. Aufgrund der vielversprechenden Ergebnisse gaben die beteiligten Wissenschaftler:innen eine Empfehlung für weitere Untersuchungen zu diesem Thema ab.
Fazit
Bei der Auswahl geeigneter medizinischer Cannabisblüten rückt die Analyse deren individueller chemischer Profile für Cannabispatient:innen zunehmend in den Vordergrund. Während im Zuge dessen auch ein verstärkter Fokus auf die Rolle einzelner Terpene gelegt wird, lassen sich aufgrund fehlender Untersuchungen über die Terpen-Wirkungen auf den Menschen zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine zuverlässigen Aussagen treffen.
Labor- und Tierstudien deuten darauf hin, dass Cannabis-Terpene womöglich über beruhigende, antibakterielle und schmerzlindernde Eigenschaften verfügen und unter Umständen Tumorwachstum hemmen könnten. Es bleibt zu hoffen, dass weitergehende Forschungen diesen ersten Anhaltspunkten auf den Grund gehen.
Ob und inwiefern Terpene mit Cannabinoiden in Wechselwirkung treten und damit zu einem Entourage-Effekt beitragen, kann vom heutigen Stand der Forschung aus nicht abschließend beurteilt werden.
FAQs – Häufig gestellte Fragen zu Terpenen
Terpene – was ist das?
Terpene sind eine Gruppe von flüchtigen organischen Verbindungen, die natürlicherweise in Pflanzen vorkommen. Sie sind für die Aromen und Düfte vieler Pflanzen verantwortlich und können verschiedene gesundheitsfördernde Eigenschaften haben.
Wo kommen Terpene vor?
Terpene kommen in einer Vielzahl von Pflanzen vor, darunter Blumen, Bäume, Kräuter und Früchte. Sie spielen eine wichtige Rolle in ätherischen Ölen, die aus Pflanzen gewonnen werden.
Was bewirken Terpene im Wald?
Im Wald dienen Terpene den Pflanzen als Abwehrmechanismus gegen Schädlinge und zur Kommunikation mit anderen Organismen. Sie beeinflussen das Waldaroma, locken Bestäuberinsekten an und tragen zur Vielfalt des Ökosystems bei.