Cannabis auf Rezept: Alle Infos zu Voraussetzungen, Kosten & Co.

Seit 2017 bedarf es in Deutschland keiner Ausnahmeregelung mehr, um sich Cannabis auf Rezept verschreiben zu lassen. Wer sich fragt: „Wie bekommt man Cannabis auf Rezept?“, sieht sich jedoch mit strengen Formalien und einer teils undurchsichtigen Informationslage konfrontiert.

Welche drei Schritte es auf dem Weg zur Therapie mit Cannabis als Medizin in Deutschland zu durchlaufen gilt und welche Regelungen dabei gelten, erfährst Du hier.

1. Schritt: Das ärztliche Gespräch: Kommt eine Therapie mit Cannabis infrage?

Der Weg zu einer möglichen Therapie mit Cannabis auf Rezept beginnt immer mit einem ärztlichen Gespräch. Gemeinsam mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin erörterst Du dabei, ob eine Cannabis Therapie in Deinem Fall infrage kommen könnte. 

Grundsätzlich dürfen Vertragsärzte aller Fachrichtungen (mit Ausnahme von Zahn- und Tierärzten) Cannabis auf Rezept verschreiben. Du kannst Dich also an Deinen Hausarzt oder Deine Hausärztin wenden, ebenso wie an Fachärzt:innen. Laut § 31 Abs. 6 SGB V müssen aber die folgenden drei Punkte erfüllt sein, um Cannabis auf Rezept zu erhalten:

  1. Der Patient oder die Patientin leidet unter einer schwerwiegenden Erkrankung. 
  2. Behandlungsalternativen stehen nicht zur Verfügung oder wurden von ärztlicher Seite begründet als ungeeignet eingestuft.
  3. Durch den Einsatz von Cannabis besteht eine „nicht ganz entfernt liegende Aussicht auf eine spürbare positive Einwirkung auf den Krankheitsverlauf oder auf schwerwiegende Symptome“.

Der Nachweis dieser Voraussetzungen ist für Ärzt:innen mit einem gewissen Verwaltungsaufwand verbunden, zumal nicht definiert ist, wann es sich um eine schwerwiegende Erkrankung handelt. Dieser Umstand kann neben inhaltlichen Vorbehalten eine der Hürden bei der Verschreibung eines Cannabis Rezepts darstellen.

Verbesserung und Hilfen bei der Verordnung von Cannabisarzneimitteln

Zum 1. April 2022 hat sich der Verwaltungsaufwand für Ärzt:innen, die Cannabis auf Rezept verschreiben möchten, verringert. Erstmals seit der Gesetzesänderung von 2017 entfällt für sie die Dokumentationspflicht gegenüber dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). 

Eine Cannabis Verordnungshilfe für Ärzte kann Transparenz über bestehende Regelungen schaffen und unterstützen, indem sie nötige Informationen zur Verschreibung von Cannabis Rezepten bündelt sowie etwa etablierte Indikationen für cannabisbasierte Medikamente auflistet.

Zudem können potenzielle Cannabispatient:innen auf der Suche nach Ärzt:innen Unterstützung bei Vereinigungen wie dem deutschen Cannabisverband finden. Mittlerweile gibt es auch Telemedizin-Plattformen für medizinisches Cannabis. Auf diesen können sich die Patient:innen über die Möglichkeiten einer Cannabis-Therapie beraten lassen und online Cannabis-Rezepte erhalten.

2. Schritt: Verschreibung von Cannabis auf Rezept und Antrag auf Kostenübernahme

Sofern die Entscheidung für ein Cannabis Rezept gefallen ist, dreht sich die nächste Frage um die Art des Cannabis Medikaments sowie die Übernahme der Kosten.

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So können auf einem Cannabis Rezept entweder medizinische Cannabisblüten, cannabinoidhaltige Arzneimittel oder Vollspektrumextrakte verschrieben werden. Welche Darreichungsform in Deinem Fall am besten geeignet sein könnte, entscheidest Du in gemeinsamer Absprache mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin.

Antrag auf Kostenübernahme: vollständig & gewissenhaft ausfüllen

Sofern eine Kostenübernahme der Cannabis Therapie gewünscht ist, reichst Du nun den entsprechenden Antrag bei der Krankenkasse ein. Dieser besteht aus zwei Teilen: Einem schriftlichen formlosen Antrag von Deiner Seite sowie einem ärztlichen Fragebogen, den der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin ausfüllt. Beide Teile des Antrags lässt Du als Patient:in gesammelt Deiner Krankenkasse zukommen. 

Im ärztlichen Fragebogen des Antrags müssen Ärzt:innen exakte Angaben zur Behandlung und dem Cannabis Medikament machen. Darüber hinaus sind genaue Informationen zur Dosierung und Darreichungsform sowie eine eingehende Begründung erforderlich, warum nur eine Therapie mit Cannabis auf Rezept infrage kommt.

Beim Ausfüllen des Antrags ist besondere Vorsicht geboten: Ein nicht ausreichend gewissenhaft ausgefüllter Antrag auf Kostenübernahme ist einer der Hauptgründe für eine Ablehnung.

Wurde die Kostenübernahme der Cannabis Therapie von der Krankenkasse genehmigt?

Grundsätzlich darf eine Ablehnung des Antrags auf Kostenübernahme durch die Krankenkasse nur in begründeten Ausnahmefällen erfolgen.

Innerhalb von drei bis fünf Wochen müssen die gesetzlichen Krankenkassen über den Antrag auf Kostenübernahme entscheiden. Eine Ausnahme gilt, wenn eine Cannabis Therapie im Krankenhaus begonnen wurde oder im Rahmen der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung stattfinden soll. Dann liegt die Frist bei nur drei Tagen.

Cannabis auf Privatrezept: Die Alternative bei einer abgelehnten Kostenübernahme

Wurde kein Antrag auf Kostenübernahme gestellt oder dieser abgelehnt, besteht die Möglichkeit einer Verschreibung von Cannabis auf Privatrezept. Das Prinzip ist simpel: Der Arzt oder die behandelnde Ärztin stellt ein Privatrezept aus, und die Patient:innen zahlen die Kosten für die Cannabis Therapie selbst.

Unabhängig davon, ob Du nun ein Kassenrezept oder ein Privatrezept in den Händen hältst, lässt sich ein Cannabis Rezept ganz regulär in der Apotheke einlösen.

Schritt 3: Nach Erhalt des Cannabis Rezepts: Apotheke finden und Rezept einlösen

In der Theorie sollten Cannabispatient:innen ihr Cannabis Rezept sowohl vor Ort als auch online in jeder Apotheke einlösen können. Wer das ausprobiert, könnte in der Praxis jedoch auf Hindernisse stoßen. Mitunter liegen cannabinoidbasierte Medikamente nicht in der benötigten Menge oder Darreichungsform vor oder sind überhaupt nicht vorrätig.

Auf der Suche nach einer Apotheke kann unter anderem der Verband der Cannabis versorgenden Apotheken e.V. (VCA) Unterstützung bieten. Alternativ können Patient:innen ihr Cannabis Rezept auch online einlösen, etwa auf Apotheken-Plattformen wie der Grünen Blüte. 

Für welche Krankheiten erhalte ich Cannabis auf Rezept?

Laut § 31 Abs. 6 SGB V kann Cannabis auf Rezept bei „schwerwiegenden Erkrankungen“ verschrieben werden. Wann eine Krankheit als „schwerwiegend“ gilt, ist im Gesetz jedoch nicht geregelt.

Bei welchen Erkrankungen Cannabis auf Rezept in der Praxis verordnet wurde, erfasste das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) von 2017 bis 2022 in seiner Begleiterhebung. Am häufigsten wurde medizinisches Cannabis demnach, in absteigender Reihenfolge, bei folgenden Krankheiten/Symptomatiken verschrieben:

  1. Schmerzen
  2. Tumore
  3. Spastiken
  4. Multiple Sklerose
  5. Anorexie/Wasting

Eine ausführliche Auflistung der Cannabis Verordnungen von 2017 bis 2022 findest Du im Abschlussbericht der Begleiterhebung auf der Website des BfArM.

Welche Krankenkasse zahlt Cannabis auf Rezept?

In aller Regel gilt: Krankenkassen dürfen den Antrag auf Kostenübernahme von Cannabis ablehnen und prüfen daher jeden Einzelfall. Wann die Kosten für Cannabis auf Rezept von welcher Krankenkasse übernommen werden, lässt sich daher nicht pauschal beurteilen.

2022 beschloss der erste Senat als höchstes deutsches Sozialgericht, dass ein Antrag auf Kostenübernahme von Cannabis von ärztlicher Seite eine „besonders sorgfältige und umfassende Einschätzung“ beinhalten muss. Dazu gehören neben der Beschreibung des Gesundheitszustands, des Krankheitsbilds und des angestrebten Behandlungsziels schon erprobte Therapien sowie deren Ergebnisse und mögliche Nebenwirkungen.

Sofern eine entsprechende Erklärung bei der Krankenkasse vorgelegt wird, eine schwerwiegende Erkrankung vorliegt, alle anderen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind und eine Aussicht auf eine positive Auswirkung von Cannabis auf den Krankheitsverlauf besteht, darf die Krankenkasse einen Antrag auf Kostenübernahme entsprechend § 31 Abs. 6 SGB V nur in begründeten Ausnahmefällen ablehnen.

Einen Sonderfall bilden Selektivverträge, bei denen die Krankenkassen in Ausnahmefällen auf ihren Genehmigungsvorbehalt verzichten. Unter bestimmten Voraussetzungen werden die Kosten für medizinisches Cannabis dann ohne entsprechenden Antrag übernommen und damit die Wartezeit auf den Therapiebeginn deutlich verkürzt. Einen Selektivvertrag schloss 2022 etwa die AOK Rheinland/Hamburg mit der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin e. V. (DGS) ab.

Wann kann ein Arzt Cannabis verschreiben?

Seit 2017 dürfen Ärzt:innen in Deutschland Cannabis gemäß § 31 Abs. 6 SGB V ohne Ausnahmeerlaubnis verschreiben. Dafür müssen jedoch alle drei folgenden Voraussetzungen vorliegen:

  1. Es liegt eine schwerwiegende Erkrankung vor,
  2. alle anderen Behandlungsmöglichkeiten sind ausgeschöpft
  3. und es kann eine positive Wirkung auf den Krankheitsverlauf erwartet werden.

Wie viel kostet Cannabis auf Rezept?

Wird der Antrag auf Kostenübernahme von Cannabis von der Krankenkasse genehmigt, müssen Patient:innen lediglich die Rezeptgebühr von 5 bis 10 Euro zahlen. Sofern Patient:innen das medizinische Cannabis selbst zahlen, hängen die Kosten unter anderem von der Art des Cannabis-Produkts sowie dessen Menge und Herkunft ab.

Für medizinische Cannabisblüten aus deutschem Anbau etwa liegen die Abgabepreise der Apotheken an Patient:innen derzeit bei 10,30 Euro pro Gramm. Die Bestände an deutschem Cannabis sind jedoch begrenzt und die Preise für medizinische Blüten aus dem Ausland deutlich höher (Stand: Dezember 2022).

Wird das neue Cannabisgesetz (CanG) die Verschreibung von Cannabis erleichtern?

Der bisherige Gesetzesentwurf legt nahe, dass für Ärzte und Ärztinnen die bisherige Pflicht, Cannabis zu medizinischen Zwecken auf einem Betäubungsmittelrezept zu verschreiben, entfällt. Dennoch soll medizinisches Cannabis weiterhin verschreibungspflichtig bleiben. Allerdings könnte die neue Regelung die Verschreibung von Cannabis Rezepten sowohl für Ärzte und Ärztinnen als auch für Patient:innen vereinfachen. Genaueres kann jedoch erst gesagt werden, wenn das CanG verabschiedet wurde.

FAQ

Kann ich mein Cannabis Rezept online einlösen?

Ja, Cannabis Rezepte können auch in Online-Apotheken eingelöst werden - zumindest theoretisch. Denn nicht jede Apotheke führt Cannabisarzneimittel. Darüber hinaus kann es auch vorkommen, dass die benötigte Darreichungsform oder Menge derzeit nicht vorliegt. Es gibt jedoch auch Apotheken-Plattformen online, die sich auf Cannabis spezialisiert haben.

Ist es schwer, Cannabis auf Rezept zu bekommen?

Um Cannabis auf Rezept zu erhalten, müssen zunächst zahlreiche Voraussetzungen erfüllt werden. Unter anderem muss eine schwerwiegende Erkrankung vorliegen. Darüber hinaus muss die Kostenübernahme zunächst bei der Krankenkasse beantragt werden. Alles in allem sind viele Anforderungen und Schritte notwendig, um Cannabis auf Rezept zu erhalten.

Kann man trotz Cannabis Rezept Auto fahren?

Wer Cannabis auf Rezept nimmt, darf unter bestimmten Bedingungen weiterhin Autofahren. Sofern jedoch die Fahrtüchtigkeit durch das cannabisbasierte Medikament eingeschränkt wird, kann den Cannabispatient:innen die Fahreignung entzogen werden.

Quellen

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