Ausstiegsdroge Cannabis

Therapieerfolge in den USA und Kanada lassen aufhorchen

Cannabis-Gegner:innen nennen die nicht mehr lange verbotene Pflanze gerne Einstiegsdroge. Cannabis sei nur eine unter vielen, weitaus gefährlicheren, illegalen Substanzen und bilde somit Grundlage einer zerstörerischen Drogenkarriere. Obwohl diese Theorie wissenschaftlich längst widerlegt ist und man das sogar seit 2010(!) auf drugcom.de, dem Aufklärungsprojekt der Bundesregierung zu Cannabis nachlesen kann, wird diese Fehleinschätzung von cannaphoben Zeitgenoss:innen gebetsmühlenartig wiederholt.

Selbst das US-amerikanische NIDA (National Institute of Drug Abuse), das jedweden Konsum von Drogen kategorisch ablehnt, ist sich nicht mehr ganz so sicher, ob Cannabis eine Einstiegsdroge ist, weil „die meisten Cannabis-Konsument:innen keine härteren Drogen konsumieren“.

Wirklich gefährlich ist in diesem Zusammenhang höchstens die Illegalität: Wer seine Kräuter über dunkle Kanäle beziehen muss, kommt immer mal wieder mit Menschen in Kontakt, die neben Cannabis auch andere Substanzen anbieten. Ansonsten gibt es keinen Beweis, dass Cannabis zum Konsum anderer Substanzen motiviert, im Gegenteil: Vom medizinischen Standpunkt aus betrachtet, erfüllt Cannabis eigentlich die Kriterien einer Ausstiegsdroge.

Schadensminderung als oberstes Ziel moderner Drogenpolitik

Die Substitution einer psychoaktiven Substanz durch eine andere mit dem Ziel, gesundheitliche und soziale Folgeschäden zu begrenzen, gilt als eine der vier Säulen der deutschen Drogenpolitik und heißt „Überlebenshilfe und Schadensminderung“. Cannabispatient:innen machen nichts anderes, wenn sie ihre Blüten als Alternative zu Alkohol, Medikamenten und illegalen Drogen verwenden, deren Missbrauch, anders als der Konsum von medizinischem Cannabis, tödlich enden kann.

US-amerikanische Forscher:innen schlagen sogar vor, medizinisches Cannabis im Rahmen einer ärztlichen Behandlung legal als Ausstiegsdroge verwenden zu können, um so den Gebrauch anderer, gesundheitlich bedenklicherer Substanzen wie Opioide und Opiate zu verringern. Dieser Effekt ist bereits statistisch nachweisbar. In den USA ist die Zahl der Todesfälle durch legalen Opioiden und illegalen Opiaten seit der Jahrtausendwende im Bundesdurchschnitt immens angestiegen. Lediglich in Bundesstaaten, wo Cannabis zum Freizeitgebrauch oder aus medizinischen Gründen legal war, konnte seit 2014 ein messbarer Rückgang der Todesfälle durch Opioide verzeichnet werden.

Die Studienlage ist vielversprechend

Das Potential von Cannabis als schadensmindernde Substanz belegen, neben zahlreichen Einzelfallbeispielen, mittlerweile eine Vielzahl von Studien aus den USA und Kanada.

Die erste Studie der Universität Berkeley von 2009 war zwar noch nicht so dezidiert, kam aber prinzipiell zum selben Ergebnis wie die meisten Nachfolge-Erhebungen. Damals wurden 350 Patient:innen eines medizinisches Cannabis Kollektivs in Berkeley (Kalifornien) zu ihren Konsumgewohnheiten befragt. Insgesamt gaben 71 Prozent der Teilnehmer:innen an, unter einer chronischen Erkrankung zu leiden. 52 Prozent der Befragten verwendeten Cannabis gegen chronische Schmerzen und 75 Prozent nutzten Cannabis aufgrund einer psychischen Erkrankung. Die Autor:innen folgerten: Cannabispatienten substituieren sich, indem sie Cannabis als Alternative zu Alkohol sowie verschriebenen Medikamenten und illegalen Drogen nähmen. 40 Prozent hatten Medizinalhanf als Ersatz für Alkohol, 26 Prozent als Ersatzstoff für andere, illegale Substanzen und 66 Prozent als Ersatzmittel für verschreibungspflichtige Medikamente verwendet. Die meistgenannten Gründe der Substitution waren weniger starke Nebenwirkungen der Medikamente (65 Prozent), eine bessere Linderung der Symptome (57 Prozent) und weniger Entzugserscheinungen (34 Prozent) durch Cannabis.

Drei Jahre später sammelten kanadische Forscher:innen in vier Cannabisapotheken in British Columbia mithilfe des Personals und der Patient:innen Daten zum vergangenen und gegenwärtigen Cannabis-, Alkohol- und Substanzgebrauch, um sie anschließend demografisch auszuwerten. Im Rahmen der Studie wurden Daten von 404 anonymisierten Cannabis-Patient:innen auf das Phänomen des Substitutionseffekts von Medizinal-Hanfblüten hin untersucht. Hierbei sollte herausgefunden werden, ob der Konsum einer Substanz durch die Verwendung oder Verfügbarkeit einer anderen beeinflusst wird.

Über 41 Prozent (158 Personen) gaben an, Cannabis als Ersatz für Alkohol zu verwenden, 36,1 Prozent (137 Personen) verwendeten Cannabis als Ersatz für illegale Substanzen und 67,8 Prozent (259) gaben an, Cannabis als Ersatz für verschreibungspflichtige Arzneimittel zu nutzen. Die drei wichtigsten Gründe für eine Substitution mit Cannabis waren weniger Entzugssymptome (67,7 Prozent), weniger Nebenwirkungen (60,4 Prozent) und besseres Symptommanagement. Insgesamt ersetzten 75,5 Prozent (305) der Befragten mindestens eine andere, gesundheitlich gefährlichere Substanz durch Cannabis. Das deutet darauf hin, dass bereits jetzt, da Cannabis nicht in staatlichen Substitutionsprogrammen zur Verfügung steht, schon viele Patient:innen Cannabis als wirksame Substitutionshilfe und als sicherere Ergänzung oder Alternative zu ihrem verschreibungspflichtigen Medikament nutzen, schlussfolgern die kanadischen Forscher in der Studie.

Eine Meta-Studie von 2016 untermauerte diese ersten Hinweise. Meta-Studien basieren nicht auf neuen Forschungen, sondern analysieren und fassen Studienergebnisse anderer Studien zusammen. In diesem Fall wurden Daten von 60, meist kleineren Studien über den medizinischen und den nicht-medizinischen Cannabis-Konsum ausgewertet. Allerdings wiesen die Forscher:innen darauf hin, dass ein Großteil der ausgewerteten Studien zu wenige Teilnehmer:innen inkludierten. Das könnte wiederum an den schwierigen Bedingungen liegen, die das Erforschen einer 2016 noch fast weltweit illegalen Substanz mit sich bringt. Trotzdem sprechen die Ergebnisse auch hier eine klare Sprache:

Die 60 ausgewerteten Studien bestätigen, dass Cannabis in einer Weise mit anderen, illegalen Substanzen interagiert und deren Konsum beeinflusst. Bei vielen Abhängigen sei die Bereitschaft, sich mit Cannabis zu substituieren, oft höher als die, klassische Substitutionsmittel einzunehmen.

Medizinisches Cannabis und Opioidmissbrauch

Der krisenhafte Opioidkonsum und -missbrauch  in den Vereinigten Staaten hat im Laufe des letzten Jahrzehnts die Forschung zur Ausstiegsdroge Cannabis intensiviert. Deren Ergebnisse wiederum haben die Akzeptanz US-amerikanischer Mediziner:innen für medizinisches Cannabis positiv beeinflusst. Medizinisches Cannabis wird in den USA aktuell sowohl als Ersatz für opioidbasierte Schmerzmittel, als auch als potentielles Mittel zur Behandlung von Opioidabhängigkeit verschrieben. Eine Reihe von Umfragen deutet zudem auf eine wachsende Präferenz für medizinisches Cannabis als erstes Mittel der Wahl bei der Behandlung chronischer Schmerzen hin.

Als Vorteile von Cannabis gegenüber Opioiden werden geringere Nebenwirkungen, ein geringeres Risiko einer physischen Abhängigkeit sowie im Falle einer Abhängigkeit die sanfteren Entzugserscheinungen genannt. Schon 2016 bewies eine Studie, dass die Legalisierung von medizinischem Cannabis auf bundesstaatlicher Ebene zu einem Rückgang der Verschreibungen von Opioiden um bis zu 12 Prozent geführt hat.

Eine 2021 veröffentlichte Studie aus Delaware, in deren Rahmen Patient:innen Opioide zur Schmerzbehandlung einnahmen, ergab, dass die Aufnahme von medizinischem Cannabis in Behandlungsprogramme zu einem durchschnittlichen Rückgang der Opioideinnahme um 31 Prozent führte.

In einer weiteren Studie aus dem Jahr 2020, sollten die Proband:innen über einen Zeitraum von drei Monaten und länger Opioid-Medikamente einnehmen. Die Aufnahme von medizinischem Cannabis in ihre Behandlungsprogramme führte zu einem Rückgang der Opioideinnahme um 45 Prozent. Darüber hinaus konnten etwa 40 Prozent der befragten Patient:innen die Einnahme von Opioiden ganz einstellen.

Auch eine Umfrage unter etwa 200 Personen, die sich in einem Opioidentzug befanden, ergab, dass die Mehrheit der Befragten Cannabis nicht wie ein klassisches Opioid- oder Opiat-Substitut, sondern gezielt zur Linderung ihrer Entzugssymptome nutzen. Darüber hinaus gab die Studie Hinweise darauf, dass die Verabschiedung von Gesetzen zu medizinischem Cannabis zu einer geringeren Sterblichkeitsrate bei Opioidüberdosierungen auf Landesebene führen kann.

„Cannabis nimmt mir den Saufdruck“

Auch in Deutschland gibt es immer wieder mal Berichte zur „Ausstiegsdroge Cannabis“, auch wenn die nationale Studienlage zu Cannabis als Substitutionsmittel noch ein weißes Blatt ist. Doch als Abhängige:r ist es bereits möglich, eine Verordnung zum Erwerb von Cannabisblüten zu erhalten, wenn der behandelnde Arzt oder Ärztin vom Erfolg der Therapie überzeugt ist. Cannabis-Patient Karl „Shorty“ Huber war früher Alkoholiker und substituiert sich seit Jahren mit Cannabis. Anfangs illegal, verfügt der 52-Jährige seit April 2015 über eine Ausnahmegenehmigung zur Selbsttherapie mit Cannabisblüten, respektive seit 2017 über eine ärztliche Verordnung „Cannabis nimmt mir den Saufdruck. Alkohol ist ein Rauschgift, Cannabis ein Rauschmittel“, beschreibt Shorty die Wirkungsweise seiner pflanzlichen Ersatzdroge, die ihm seit vielen Jahren ein geregeltes Leben und intaktes, soziales Umfeld ermöglicht. Mittlerweile gibt es zahlreiche wissenschaftliche Belege für Karl Hubers Beispiel:

- Eine bereits 2009 im Harm Reduction Journal veröffentlichte Studie ergab, dass jeder der elf befragten Cannabisärzte und -ärztinnen in Kalifornien Patient:innen behandelte, die Cannabis als Ersatz für Alkohol verwendeten, und dass 90  Prozent  dieser Patienten ihren Alkoholkonsum nach Beginn der Therapie reduziert hatten. In demselben Artikel wurden die Ergebnisse einer Umfrage unter Alkoholabhängigen beschrieben, die nach eigenen Angaben Cannabis als Ersatz für Alkohol konsumierten. Die Umfrageteilnehmer empfanden die Cannabissubstitution als "sehr wirksam" (50  Prozent ) oder "wirksam" (50  Prozent ). 10 Prozent gaben an, seit über einem Jahr aufgrund ihrer Cannabis-Therapie alkoholabstinent zu leben. 21  Prozent  berichteten über einen Rückfall, sobald sie den Cannabiskonsum eingestellt hatten.

- Nach einem fünfjährigen Studium der Entwicklung des Cannabis-und Alkoholkonsums in Colorado, sprachen die Studienautor:innen vom Nachweis einer nuancierten Beziehung zwischen Alkohol- und Cannabis. Der Konsum von Cannabis war mit einem Rückgang des Alkoholkonsums um 29  Prozent  verbunden und verringerte die Häufigkeit von Alkoholexzessen um die Hälfte. Das galt für Frauen und Männer gleichermaßen – egal ob sie gelegentlich oder auch regelmäßig Cannabis konsumierten.

- Eine kanadische Umfrage unter Cannabis-Patient:innen konnte 2019 belegen, dass der Alkoholkonsum der Teilnehmer:innen während der Therapie um 44  Prozent  sank. Je jünger die Probanden waren, desto deutlicher war dieser Effekt. Patient:innen, die ihre Therapie speziell zur Behandlung ihres Alkoholkonsums begannen, hatten eine überdurchschnittliche Erfolgsaussicht auf eine effizenteTherapie.

- Eine kanadische Studie an jungen Cannabiskonsument:innen hat 2020 belegt, dass diese ohne Cannabis ihren Alkoholkonsum um durchschnittlich 60 Prozent  steigerten. Nach Wiederaufnahme des Cannabiskonsums sank ihr Alkoholkonsum auf das Niveau vor der Studie.

Cannabis und Benzodiazepine

Mehr als 30 Millionen Amerikaner:innen nehmen BenzodiazepineMedikamente in irgendeiner Form ein. Auch in Deutschland werden diese Beruhigungsmittel massenhaft verordnet. Es wird angenommen, dass auch in Deutschland zwischen ein und zwei Prozent der Bevölkerung täglich Benzodiazepine einnehmen. Eine Einnahme von Benzodiazepinen über einen kurzen Zeitraum hinweg gilt unter Mediziner:innen als sicher und wirksam. Die Einnahme kann jedoch Nebenwirkungen wie Schwindel, Schwäche, Verwirrung, Sehstörungen, Panikattacken, Zittern und Depressionen hervorrufen. Aber seit mehreren Jahren wächst die Besorgnis über den Trend zum Missbrauch und dem Langzeitkonsum dieser Medikamente: Nebenwirkungen wie Toleranzbildung, physische Abhängigkeit, Gedächtnisstörungen, psychotisches Verhalten, veränderte Persönlichkeit, ein erhöhtes Unfallrisiko beim Autofahren und ein deutlicher Anstieg von Hüftfrakturen geben nicht erst seit gestern Anlass zur Sorge. Valium oder Tafil sind nur zwei von vielen Medikamenten dieser Wirkstoffgruppe, die viel zu häufig zur Linderung von Angstzuständen, zur Muskelentspannung, bei Schlaflosigkeit und Krampfanfällen, bipolaren Störungen und Alkoholentzugssymptomen verschrieben werden.

Der übermäßige Einsatz von Benzodiazepinen hat dazu geführt, dass Medizin und Forschung nach alternativen Behandlungsmöglichkeiten suchen. In den USA ist medizinisches Cannabis einer dieser neuen Ansätze. Schon seit 1986 weiß man, dass Cannabis die gleichen Rezeptoren wie Benzodiazepine ansprechen kann, um ähnliche angstlösende Wirkungen zu erzielen, wie klassische Medikamente. Die umfassende Datenanalyse einer App zur Erfassung der Symptome von Cannabispatient:innen ergab, dass die Nutzer nach dem Cannabiskonsum eine 50  prozentige Verringerung von Depressionen und eine 58  prozent ige Verringerung von Ängsten und Stress empfanden. Eine kanadische Studie von 2019 konnte nachweisen, dass medizinisches Cannabis den Benzodaizepin-Gebrauch senken kann. Eine US-Tierstudie desselben Jahres legt zudem nahe, dass Cannabidiol eine rasche und anhaltende Antidepressiva ähnliche Wirkungen induziert.

Cannabis gegen Cannabis-Konsumstörung?

Klingt erst einmal, wie den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben, hat aber einen durchaus seriösen Hintergrund: Die Konsumstörungen beziehen sich auf das Cannabinoid THC. Einer der Benchmark-Berichte über die Verwendung von CBD-lastigem Cannabis zur Behandlung von Cannabisstörungen wurde in der Juli-Ausgabe 2020 von The Lancet Psychiatry veröffentlicht. In der Studie wurden Erwachsene, bei denen eine Cannabiskonsumstörung diagnostiziert wurde, mit unterschiedlichen Dosen des Cannabinoids CBD behandelt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass CBD, sofern es in der richtigen Dosis verabreicht wird, bei der Behandlung mittelschwerer bis schwerer Fälle von Cannabiskonsumstörungen wirksam sein kann.

Die medizinische Literatur enthält wenige, dafür aber bemerkenswerte Erkenntnisse zu diesem Phänomen. In einer Fallstudie wurde einem männlichen Patienten mit einer langen Vorgeschichte, einer bipolaren Störung und einer Cannabiskonsumstörung erlaubt, weiterhin täglich Marihuana zu konsumieren, allerdings unter Zugabe von CBD-Öl. Im Verlauf der Therapie berichtete der Patient über eine Abnahme der Angstzustände und eine Verbesserung des Schlafs bei gleichzeitiger Reduzierung des täglichen Cannabiskonsums.

Ähnliche Ergebnisse lieferten die Fallberichte einer Frau, die Cannabis-Entzugssymptome wie Angstzustände und dissoziative Verhaltensweisen zeigte. Im Laufe einer 10-tägigen täglichen CBD-Gabe verschwanden diese Symptome, was die Autor:innen des Berichts zu dem Schluss kommen ließ, dass CBD bei der Behandlung des Cannabisentzugssyndroms wirksam sein könnte.

Und was ist mit Kokain?

Während die Opioid-Epidemie die US-Schlagzeilen beherrscht, haben die USA zudem weiterhin ein massives Kokainproblem. Bei den meisten der fast 20.000 Todesfälle im Jahr 2020 handelte es sich um eine Kombination aus Kokain- und Opioidmissbrauch. Aber auch der Kokainmissbrauch an sich fordert nach wie vor einen hohen Tribut. In den USA mehren sich im Rahmen der aktuellen Forschung die Hinweise, dass CBD ein hohes Potential zur Behandlung der Kokainabhängigkeit aufweisen könnte.

In einem Bericht der Zeitschrift Addiction Biology wird beschrieben, wie eine CBD-Behandlung bei kokainabhängigen Labormäusen zu einer deutlichen Verringerung einer selbst gewählten Dosis führte. Andere Studien, die ebenfalls an Labormäusen durchgeführt wurden, haben gezeigt, dass CBD die durch Kokain ausgelösten Belohnungsmechanismen im Gehirn positiv beeinflusst. Das sei nach Meinung der Forscher:innen der Grund für eine niedrigere, selbst gewählte Kokaindosis. Auf der Grundlage einer systematischen Überprüfung von 52 Studien über den therapeutischen Einsatz von CBD zur Behandlung der Kokainabhängigkeit kamen die Autoren zu dem Schluss, CBD sei womöglich eine vielversprechende Zusatztherapie bei der Behandlung von Kokainabhängigkeit. Da diese Studie an Mäusen durchgeführt wurde, bedarf es weiterer Forschung, bevor man wissenschaftliche Rückschlüsse auf das Potential von CBD bei Kokain-Abusus ziehen kann.

Europa hinkt hinterher

In Deutschland und in ganz Europa sind die gesellschaftlichen Probleme im Zusammenhang mit dem Missbrauch vieler in diesem Artikel erwähnter Substanzen ähnlich groß wie in den USA: Leider ist die Substitution der hier beschriebenen Substanzen mit Cannabis in Europa, anders als in Übersee, noch eher die Ausnahme. Aber gerade hier sollten die Ergebnisse aus Nordamerika und viele Fallberichte aus Europa Anlass genug sein, das Potential der Ausstiegsdroge Cannabis schnell zum Gegenstand umfassender medizinischer Forschung zu machen. Denn an einer Überdosis Cannabis ist - anders als an allen anderen hier erwähnten Substanzen -  bis heute noch niemand gestorben.